Der Name des Grafen Saint-Germain führt uns mitten hinein in die Welt der Alchemisten, Abenteurer, Lebemänner und Blender, von denen das 18. Jahrhundert nur so wimmelte. Heute so stolz als das Jahrhundert der Aufklärung' bezeichnet, stand damals das Abenteurertum in üppiger Blüte. In unaufhörlicher Wanderung von einem Staat zum anderen, hier untertauchend, um unvermutet dort wieder zu erscheinen, dabei chamäleonartig Namen und Gestalt wechselnd - so flutet der Strom der abenteuerlichen Gesellen durch ganz Europa. Vor allem sind Frankreich, England und Italien die gesegneten Stätten ihres dunklen Wirkens, aber auch Russland, war ein dankbares Feld ihrer Tätigkeit. Das mystische Dunkel, mit dem Saint-Germain seine Person geheimnisvoll umgab, ist bis heute noch kaum gelichtet. Über das Anekdotenhafte kommen die meisten der bisher bekannten Berichte kaum hinaus. Nur die Aufzeichnungen der Madame du Hausset, der Kammerfrau der Marquise von Pompadour, und des Ansbachischen Ministers Freiherr von Gemmingen machen davon eine Ausnahme. Aber auch sie erhellen nur kurze Wegstrecken in dem wechselvollen Leben dieses Abenteurers. Die zahlreichen neuen Urkunden, die wir im folgenden aus verschiedenen Archiven mitteilen und die gut die Hälfte dieses Buches umfassen, bringen daher nicht nur weitere wertvolle Aufklärung über sein Schicksal, ja sie gewähren überhaupt erst die Möglichkeit, die Umrisse seiner Gestalt deutlich zu zeichnen.