Eine Aufforderung zu mehr Gelassenheit und Unerschrockenheit
»Neue ketzerische Gedanken« ist der Untertitel dieses Buches. Das »Ketzerische« wird bereits im ersten Kapitel deutlich, in dem der Autor seine Erfahrung einer in seinen Augen sinnlosen 14-tägigen Quarantäne in seinem Klosterzimmer schildert, während der ihm das Essen wie einem Aussätzigen vor die Tür gestellt worden ist. Ihn beunruhigt zutiefst, wie sehr die Angst seit Corona um sich gegriffen hat - er spricht von der »Pandemie der Angst« -, wie sehr die Berührungsangst gesellschaftsfähig geworden ist und die Ängstlichen den Ton angeben.
Mit seinem Buch möchte der emeritierte Abtprimas der Benediktiner den Menschen vor allem die Angst nehmen und ihnen Mut zum Leben machen. In einem Interview auf Deutschlandfunk prangert er mit Nachdruck an, dass wir in einer Welt leben, die nur noch den Furchtsamen und Gehorsamen gehört, und unterstreicht, wie wichtig es ist, sich klarzumachen, dass es im Leben keine absolute Sicherheit gibt. Deshalb fordert er eindrücklich auf, mit Unerschrockenheit dem Zeitgeist die Stirn zu bieten, nicht der allgemein verbreiteten Unterwürfigkeit zu verfallen, sondern selbst Verantwortung für sich und seine Mitmenschen zu übernehmen.
Nicht zuletzt plädiert er dafür, dass wir wieder eine Debatten-Kultur pflegen, wir wieder miteinander diskutieren sollten - und uns nicht scheuen dürfen, wie Sokrates mit gesundem Menschenverstand alles zu hinterfragen. Denn es gibt keine absolute Wahrheit.
Lassen wir uns nicht bevormunden, lautet seine Botschaft, sondern übernehmen wir als bewusste und angstfreie Erwachsene Verantwortung. So können wir alle zusammen eine Antwort auf die über uns hereinbrechenden Ereignisse finden - eine Antwort, die aus innerer Kraft und nicht aus angstvoller Ohnmacht kommt.