Die Entwaffnung von Juden und »Staatsfeinden« im »Dritten Reich«
Stephen Halbrook zeigt anhand von neu entdeckten Dokumenten aus deutschen und internationalen Archiven sowie mittels zeitgenössischer Tagebücher, Briefe, Augenzeugenberichte und Zeitungsartikel, wie die Nazis das aus der Weimarer Republik stammende Waffengesetz verschärften, um damit Juden, Kommunisten und alle anderen sogenannten Staatsfeinde und Volksschädlinge zu entwaffnen, zu entrechten und zu unterdrücken.
Die Geschichte zeigt, dass Diktaturen immer erst ihre Bürger entwaffnen, bevor sie deren Freiheitsrechte einschränken oder sie verfolgen und häufig sogar massenweise töten.
Die zahllosen Bücher und wissenschaftlichen Abhandlungen über das Dritte Reich und den Holocaust blendeten bisher diesen wichtigen Aspekt der Macht-Konsolidierung des nationalsozialistischen Regimes einfach aus, obwohl die Regulierung und schrittweise Kriminalisierung des privaten Waffenbesitzes der Bevölkerung nach der Machtergreifung zu einem zentralen Vorwand für willkürliche Verhaftungen und Hausdurchsuchungen wurde. Halbrook untermauert seine Beweisführung eindrucksvoll mit erschreckenden Einzelschicksalen von ganz normalen Bürgern, die so zu Staatsfeinden wurden: Juden und Nichtjuden, Weltkriegsveteranen und Sozialdemokraten, die wegen einer Sportwaffe, eines alten Offiziersdegens oder einer Jagdbüchse in die Maschinerie einer willfährigen Verwaltung, Justiz und Polizei gerieten. Für viele gab es kein Entkommen aus Schutzhaft und KZ.